Dienstag, 13. Oktober 2015

Warum mach ich das, und was will ich erreichen

Ja, gute Frage, warum bin als bekennender Nicht Sportler, zum regelmäßigen Läufer geworden.
Ich gebs gleich zu, die Gesundheit war nicht der Grund vielmehr mein Ehrgeiz. Beruflich bin ich in der IT-Branche tätig und mir macht es immer wieder Spaß IT-Systeme zu optimieren und auszureizen. Das habe ich jetzt auf mich angewandt.
Mich treiben so triviale Fragen, wie:
  • warum kann ich keinen einzigen Kilometer in der Geschwindigkeit laufen, die beim Marathon Weltrekord gelaufen wurden (ca. 3:00 min/km). Die Läufer laufen das 42km durch, da sollte ich doch mit aller Anstrengung zumindest einen zusammenbekommen.
  • warum können andere beim Firmenlauf (5km) 6 Minuten schneller sein, obwohl ich mich zu 100% angestrengt habe
  • wie können andere anscheinend problemlos Distanzen größer Halbmarathon, ja sogar bis zu 100km laufen und ich komme gerade mal 20km weit
Ich könnte die Fragen natürlich ganz einfach mit Unterschieden in der Physiologie abtun. Erklärt sicher einen Großteil, aber das reicht mir noch nicht.

Damit ist mein Ehrgeiz geweckt:

Wie weit komme ich


Ich habe jetzt nicht vor mit allen Mitteln zu kämpfen, und möchte auch im Umfang familienfreundlich bleiben.
  • 3-4 mal die Woche laufen
  • 30km - 50km pro Woche
  • am Abend wenn alle schlafen, oder sonstige familienfreundliche Zeiten
Inzwischen ist ein Jahr vergangen, ich habe ca. 1300 km runtergespult, einige Verletzungen gehabt (läufertypische, nichts gravierendes), einige Rennen bestritten und folgendes kann ich erstmal festhalten:
  • Ich bin aus physiologischer Sicht kein optimaler Läufer, aber das wären nur wenige Menschen, also kein Grund aufzugeben.
  • Laufen muss man lernen. Das Statement "Jedes Kind kann laufen" stimmt, aber es geht um das wie. Sitzt man wie ich hauptsächlich am Schreibtisch, macht sich über die Jahre eine Fehlhaltung breit, die beim Laufen an die Oberfläche gelangt.
  • Regelmäßgkeit schlägt Intensität - zumindest für mich.
  • Schuhe sind wichtig, die müssen einfach passen. Selbst kleine drückende Stellen werden auf Dauer zum nervigen Problem.
  • Dress, Trikot, Hose ist nicht so wichtig, muss nur funktionieren.
  • GPS Loggen finde ich ganz wichtig, damit man den Überblick behält. Ich verwende dazu die Strava App auf meinem Handy. Zum Loggen allein muss man sich keine GPS Uhr anschaffen.
  • Cross Training ist unverzichtbar. Nur zu laufen führt zu laufspezifischen Problemen (IT-Band, Sehnen, usw.). Für mich ist Yoga eine super Abwechslung
Was hab ich  vor zu optimieren:
  • Laufstil. Habe mir Videos und Bilder von mir angesehen, das schaut noch nicht gut aus, da orte ich Verbesserungspotential.
  • An meiner Haltung arbeiten, Cross Training, Physio, Yoga. Hilft sicher dem ersten Punkt. 
  • Einen Physiotherapeuten besuchen, vielleicht sieht der noch Schwachstellen
  • Gesund bleiben, keine Verletzungen. Wie weiß ich auch nicht, irgendwie drückt fast immer was.
Meine Ziele:
  • 5km unter 20:00
  • einen Marathon laufen, aber erst wenn der Halbmarathon locker geht
Im laufe des Jahres habe ich auch einige Dinge festgestellt, die mir widerstreben:
  • Trainingspläne. Ich mag nicht nach Plan laufen, wenn ich keine Lust habe will ich nicht. Das ist mir für meine Freizeit zuviel Struktur. Dennoch versuche ich die Grundsätze zu beachten: Intervalle, Long Runs, Abwechslung von hart/leicht, Pausen sind wichtig.
  • Diät. Ich mag essen was mir schmeckt, ich werde kein Veganer. Allgemein stelle ich aber fest, dass mir Fleisch nicht mehr so wichtig ist wie früher. Mir ist bewußt, dass eine gesunde Ernährung wichtig ist um fit zu bleiben.
  • Am Morgen laufen. Das geht nicht, ich bin vom Typ her eine Eule.
Die Gefahr besteht, wenn ich die Ziele erreiche, mein Ehrgeiz mich verlässt. Aber ich glaube, dann ist das regelmäßige Laufen schon zu einer Gewohnheit geworden.

Pitztal Gletschermarathon - Halbmarathon Distanz

Nachdem der Stadtlauf ja wirklich gut geklappt hat, habe ich mir gleich das nächste Ziel gesucht und gefunden. Ein Halbmarathon in meiner Nähe, ist was Feines, aber das habe ich etwas unterschätzt:
  • Der Gletschermarathon hat ein Netto Gefälle. Das klingt zwar für das Erste super, weil runter wird man wohl etwas schneller sein als rauf, aber man unterschätzt dabei total, dass man sich da ganz leicht die Beine beleidigen kann. 
  • Zweitens bin ich noch nie eine Halbmarathon Distanz gelaufen. Meine üblichen Strecken waren so um die 10 km, aber nicht mehr, und ich sage euch die zweiten 10km sind bei weitem schwieriger als die ersten.

Die Vorbereitung

Zur Vorbereitung habe ich meine Laufrunden etwas ausgedeht, sodass ich immer öfter etwas mehr als 10km gelaufen bin, meist auch mit etwas Trail, bzw. Hügeln. Als Long Run habe ich eine 18km Strecke im Flachen mit eingebaut, dort habe ich mein Lehrgeld bezahlt (zu wenig Wasser mit, am Ende absolut eingegangen, usw.). In diesem Zug habe ich zum ersten Mal Gels probiert, damit ich in der zweiten Hälfte nicht so eingehe. Ob die was bringen ist schwer zu sagen. Ab so ca. 1:20:00 gings mit meiner Leistung immer nach unten.

Aufgrund des letzten Laufes, habe ich mir dann eine Zeit so um die 1:50:00 erträumt (darf man ja, oder?). 
Kurz vor dem Rennen hat sich leider meine Archillessehne bemerkbar gemacht, ich denke da habe ich es mit einem Bergaufstück wohl etwas übertrieben, aber ganz so schlimm war es nicht (dachte ich).
Zuguterletzt war der 5.7.2015 auch noch einer der heißesten Tage des Jahres mit Temperaturen bis zu 37°C

Das Rennen


Der Start in Wenns war gut, etwa ca. 200 - 300 Läufer waren am Start, einige davon liefen aber die 10km Distanz. Ich bin ganz gut gestartet, habe sogar während dem Laufen etwas mit einem andern Herren geplaudert, der mir vom Achenseelauf erzählte bei dem er unter den Top 5 war (Da hätte mir als Laufanfänger wohl ein Licht aufgehen sollen, dass ich etwas schnell unterwegs war). Der Herr hat aber bei der ersten Verpflegsstation in Arzl nicht halt gemacht, und so habe ich ihn aus den Augen verloren. Ich nutzte jede Gelegenheit etwas zu trinken und mich abzukühlen (dabei wurden natürlich auch meine Schuhe ziemlich Nass).
In Imst, wo der Tiefpunkt der Streckenführung ist, und es wieder etwas berauf ging feuerte mich meine Familie an, und mir wurde klar, dass ich grad die ersten 10km fast in neuem persönlichen Rekord gelaufen bin, super gell.
Einige hundert Meter später war dann gar nichts mehr super:
  • Die Achillesferse tat jetzt wirklich weh, mehr humpeln als laufen
  • Meine Schuhe waren nass und ich hatte Blasen an den Zehen, dass ich glaubte da fällt mir gleich einer ab
  • Ich hatte mein Pulver verschossen, man läuft halt keine 10km Bestzeit, wenn man nochmal dasselbe vor sich hat
Ab da wurde es wirklich Zach, die Split Zeiten gingen rauf auf über 6 Minuten, ich wurde laufend von anderen überholt, und dachte auch ans Aufgeben. Als ich aber sah, dass ich nicht der Einzige war, der mit der zweiten Hälfte zu kämpfen hatte habe ich mich von Schritt zu Schritt, von Verpflegungsstation zu Verpflegungsstation weitergekämpft und irgendwie gings. Am Ende hin hab ich dann die Schmerzen ignoriert oder mich dran gewöhnt und es ging einigermaßen. Es reichte für eine Zeit von unter 2 Stunden.

Geschafft!

... dann tat mir aber wirklich alles weh. An der Archillessehne habe ich noch den halben Sommer geknabbert, bis das von den Patellasehnen Schmerzen abgelöst wurde (was kommt als nächstes?).

Hmmm, war zwar toll, dass ich das geschafft habe, aber ob es auch gscheit war ...